Esplumoir


Narben

So traurig sucht Dein Herz des dunklen Schattens Trösten.
Die Welt ist Dir zu hell. Die Nacht läßt Dich ertragen,
was Dir an Antwort fehlt, auf ungestellte Fragen,
die statt des Lebens Sinn Dich selber harsch entblößten.

Du wünschst Dich heim ins Grab, zu fremden Sarkophagen,
ersehnst der Klingen Biss, die tags im Schrank still dösten,
Und die Dich zwar von Blut, doch nie vom Leib erlösten.
Was formte Dir aus Glück dies unbestimmte Plagen?

Du grüßt das Rot, den Schmerz, mit kräftelosem Schauern,
Und gibst Dich Mächten hin, die dunklen Seelen lauern.
Dich retten steht Dir frei, doch Du willst Dich verlieren.

Die Narben auf der Haut sind Deines Geistes Spiegel.
Ein jeder tiefe Schnitt erzeugt Dir neue Siegel
für Deines Glücks Verlies. Du wirst dort bald erfrieren.


Andreas Germann, 2004

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